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Dura Gore Tex Trockenanzug von Kokatat


von Heinz Götze



Für Kanutouren in nordischer Wildnis benutze ich Trockenanzüge, weil sie den bestmöglichen Schutz vor Unterkühlung durch das mitunter eiskalte Wasser bieten und geradezu eine Lebensversicherung sein können. Das gilt nicht nur im (eher seltenen) Falle einer Kenterung, sondern auch in einigen anderen Situationen, z.B. beim Tracken, Treideln, Bergen und vor allem beim Scouten (mehr dazu im Manual, unbedingt mal reinschauen, vielleicht rettet dieser Abschnitt ja mal Dein Leben... oder nur den Tag). Gute Erfahrungen habe ich seit Jahren mit den Trockenanzügen von Kokatat gemacht. In der stetig verbesserten Serie finden Paddler aller Disziplinen das für sie Passende. Mein Favorit für Kanadier Touren ist der "Dura GoreTex Dry Suit".
Zunächst zum Material: GoreTex ist zwar teurer, macht den Anzug aber nicht nur verlässlich wasserdicht sondern auch atmungsaktiv. Da ich auf Tour nicht dauernd unter Wasser bin, weil ich die Innenarchitektur jeder spieltauglichen Walze studiere, kommt dies durchaus zum Tragen.
Wunder darf man hier zwar nicht erwarten, da der Luftaustausch über die Hals-und Ärmelöffnungen ja prinzipbedingt wegfällt, aber es macht oft genau den Unterschied aus, der entscheidet ob ich die Stromschnelle noch scoute oder das Bedürfnis habe mir das Teil auf der Stelle vom Leibe zu reissen. Mit Gore Tex schwitzt meine Isolierkleidung nicht so schnell durch und funktioniert länger.
Beim Dura Trockenanzug ist das Trägermaterial nicht zu riskant auf Leichtgewichtigkeit sondern auf Robustheit ausgelegt und an Knien, Schienbeinen und Gesäss mit Cordura verstärkt. Nettes Detail: überall wo doppellagiges Material vorliegt sind &Oml;ffnungen in den Ecken um Wasser aus den Zwischenräumen ablaufen zu lassen.
Dura Drysuit, click to enlarge! Der 'heavy duty' Metallreissverschluss ist natürlich etwas schwergängig, dafür aber 100%ig wasserdicht und er bleibt es auch, anders als die an manchen Taschen vorzufindenden Pendants. Er läuft diagonal an der Vorderseite entlang und kann somit - im Gegensatz zu RVs am Rücken - auch vom Benutzer selbst, ohne fremde Hilfe, bedient werden.
Weitere Umständlichkeiten erspart der optionale "Relief zipper", ein zusätzlicher, kurzer RV gleicher Qualität, genau dort platziert wo es nötig ist um "für kleine Jungs" zu gehen ohne das ganze Anzugoberteil abblättern zu müssen. Lach nicht, nach "Murphey's law of Trockenanzug" musst Du grundsätzlich genau dann pinkeln, wenn Du Dich soeben vollständig in das Teil hineingepellt und alles verschlossen hast.
Je 1 Arm- und Beintasche nehmen Utensilien auf, die beim Paddeln schnell zur Hand sein sollen und entlasten so auch den Hauptreissverschluss. Die Geräumigkeit der Taschen verblüfft, denn ein genial-simpler Gummizug im Balgenschnitt lässt sie eng anliegen um bei einer Schwimmpartie im Fluss nicht irgendwo hängen zu bleiben.
Die Latexmanschetten an Hals und Ärmeln haben Neoprenebündchen, was doppelt wichtig ist. Erstens bildet sich sonst eine Kältebrücke dort wo der Körper viel Wärme verliert, an Puls und Hals. Zweitens altert ungeschützt dem Sonnenlicht ausgesetztes Latexmaterial sehr schnell.
Eine praktische Option ist die Ausstattung mit Füsslingen (GoreTex socks), die open boater unbedingt den Latexmanschetten oder Latexfuesslingen vorziehen sollten! Während andere Paddler ihre Füsse relativ geschützt unter Deck haben, sind kalte Füsse für uns ein Dauerthema. Warum also den am meisten von Nässe und Kälte betroffenen Körperteil nicht in den Schutz einbeziehen ohne ihn in Neoprene o.ä. hüllen müssen? Neopren ist ja ein Material dessen Limitierung wegen wir einen Trockenanzug wählen. Die Füsslinge sind eine echte Errungenschaft und kalte Füsse damit die Ausnahme, nicht mehr die Regel. Latexfüsslinge sind übrigens kälter als solche aus GoreTex.
Neben diesen durchdachten Optionen ist es vor allem auch der ergonomische, überaus bewegungsfreundliche Schnitt, der den qualitativen Abstand zu vergleichbaren Klamotten weiter vergrössert. Man spürt zunächst nur den Stoffüberschuss, den ein Overall aus steifem Material immer haben muss (es sind beim Beugen und Strecken keine Stoffbahnen gegeneinander verschiebbar wie bei getrennter Hose und Jacke). Beim Paddeln, spätestens jedoch wenn man zum Scouten in den Felsgärten herumturnt, weiss man was ein guter Trockenanzug und was nur ein Ganzkörperkondom ist.
Übrigens können auch Frauen in den Genuss dieser Vorzüge kommen, denn es gibt die Anzüge auch eigens in femininem Schnitt einschliesslich einer Damenversion des "Relief zippers".



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